Liebe Abiturientinnen und liebe Abiturienten, liebe Eltern, Freunde und Verwandte unserer Abiturienten, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste,

 

 

 

wieder einmal neigt sich ein Schuljahr seinem Ende zu und wir verabschieden die Schülerinnen und Schüler des zwölften Jahrgangs. Einige aus dem Jahrgang haben mich gebeten, noch ein letztes Mal das Wort an sie zu richten und so soll es nun sein, Sie haben es nicht anders gewollt.

 

Wer von Ihnen in den letzten beiden Jahren in der Oberstufe an meinem Physikunterricht teilnehmen musste, wollte oder zumindest sollte, weiß, dass ich hin und wieder neben den physikalischen Erkenntnissen über die alltäglichen, aber auch schulischen Dinge des Lebens referiert habe. Da werden Sie häufig gedacht haben: „Oh je, jetzt erzählt der alte Mann wieder Märchen. Wen interessiert denn das?“  Im Nachhinein wird aber der eine oder die andere bei den zurückliegenden Prüfungen und deren Ergebnissen festgestellt haben, dass der von mir häufig besprochene Zusammenhang zwischen Arbeit und Leistung (durchaus physikalische Begriffe) und dem Erfolg gar nicht so märchenhaft ist. Nun denn, was liegt also näher: Ich werde Ihnen heute hier und jetzt, von keinem Klingeln am Stundenende gebremst oder gar unterbrochen, ein Märchen erzählen:

 

 

 

Es war einmal vor gar nicht so langer Zeit ein großes, rotes Schloss unter und an der Sonne. In diesem Schloss regierten seit kurzer Zeit König Tilmann I.  zusammen mit Königin Anja. Sie hatten vor nicht allzu langer Zeit die Regentschaft von Königin Birgit I. und König Joachim II. übernommen, die sich nach langer Regierungszeit in den Ruhestand zurückgezogen hatten. König Tilmann war ein milder König, der die Untertanen in seinem Reich „Tanen“ nannte und  stets ein offenes Ohr für sie hatte. Bei aller Milde

 

 ließ er sich aber nicht auf der Nase herumtanzen, sondern sorgte dafür, dass alle Dinge am Hof ihren geregelten Gang gingen.  Zu seinen Beratern gehörten eine Vielzahl von Hofdamen und –herren, die aber nicht nur den König und die Königin berieten, wie in anderen Königreichen, sondern vielmehr die Tanen unterstützten, sie unterrichteten  und versuchten, sie zu mündigen Bürgern zu erziehen. Denn König Tilmann legte großen Wert auf demokratische Strukturen in seinem Königreich. Zu diesem Zweck mussten die Tanen fünfmal in der Woche in das Schloss kommen und an „Unterricht“ genannten Beratungen teilnehmen. Nach einer Probezeit, in der die Tanen vielfältige Aufgaben lösen mussten, wurden sie endgültig zu den Schlossberatungen zugelassen. Diese dauerten viele Jahre und einige, besonders wissbegierige Tanen verlängerten die vorgeschriebene Zeit um ein bis zwei weitere Jahre.

 

Eines Tages trat ein alter Zauberer zu den Tanen und sprach: „Nun ist es an der Zeit, dass ihr drei Wünsche äußern dürft, die ich euch erfüllen werde.“ Die Tanen freuten sich und einige stellten sich bereits die vierspännige Kutsche mit Vierradantrieb und Kutschbockheizung vor, andere die Aussicht auf eine Prinzessin oder einen Prinzen als Ehegemahl. Doch der Zauberer sprach weiter: „Als erstes dürft ihr euch zwei Leistungskurse wünschen, als zweites drei weitere Prüfungsfächer und als drittes vier Sportkurse.“

 

 

 

An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass die Wunschabteilung im Schloss an der Sonne in die Hände eines Zauberers gelegt worden war und nicht, wie in anderen Schlössern, von Feen geleitet wurde. Das war darauf zurückzuführen, dass bei der Besetzung der Stelle vor langer, langer Zeit die Feenbeauftragte gerade in einen hundertjährigen Schlaf gefallen war.

 

 

 

Und so hob nun ein fröhliches Wünschen an und der Zauberer tat sein Bestes, die Wünsche zu erfüllen. Nach kurzer Zeit war jeder in sein Beratungsteam eingeteilt und die Beratungen begannen. So hätte nun alles seinen gewünschten Gang gehen können, wenn es nicht im Schloss eine Vielzahl von Gnomen, Kobolden und Hexen gegeben hätte. So gab es zum Beispiel den Fehlzeiten-Gnom, der den Tanen immer wieder ins Ohr flüsterte: „Geh‘ nicht hin, geh‘ nicht hin! Bleib im Bett.“ So mancher Tan erlag hin und wieder der Versuchung. Oder es gab den Frosch-Kobold, der so aussah, als könne er kein Stowässerchen trüben, der die Tanen mit den Worten „Küss mich, ich bin eine verwunschene Prinzessin.“ von den Beratungen ablenkte. Meist verwandelte er sich dann in ein Physikbuch oder in ein Arbeitsblatt, auf dem 25 unbestimmte Integrale berechnet werden sollten. Für besonders viel Durcheinander bei den Beratungen sorgte der Wechsel-Gnom, der den Tanen immer wieder einredete, sie müssten jetzt hier und sofort das Beratungsteam wechseln, um der einen oder anderen Hofdame zu entkommen. Von besonderer Bedeutung war aber die Fehlerhexe, die dafür sorgte, dass sich in so manches wohlformulierte, von den Tanen erstellte Schriftstück Fehler einschlichen, die gelegentlich den Inhalt des Textes so entstellten, dass das Schriftstück fast unleserlich und unverständlich wurde. Da war dann guter Rat oft ziemlich teuer, um die erlittene Schmach zu überwinden.

 

Trotz aller Unwegsamkeiten schritt die Zeit voran und es kam der Moment, in dem alle Tanen abschließend geprüft werden sollten. Diese Prüfung war für die meisten die allererste und geschah zu der Zeit, in der die Tage lang waren und das Wetter schön. Nicht alle waren erfolgreich, doch die meisten konnten den Einflüssen der Kobolde, Gnome und Hexen widerstehen und so die lange Beratungszeit erfolgreich abschließen. Sie empfingen aus den Händen König Tilmanns die „Ab- und Davongeh-Urkunde“, in Beraterkreisen auch „Abiturzeugnis der allgemeinen Hochschulreife“ genannt, und verließen das Schloss an der Sonne, gingen in alle Welt hinaus, erlernten Berufe, gründeten Familien und lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende. Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.

 

 

 

Entstandene Ähnlichkeiten mit noch lebenden Personen waren gewollt und eigentlich nicht zufällig.

 

 

 

Nachwort an die Abiturientinnen und Abiturienten:

 

Märchen unterliegen bestimmten Gesetzmäßigkeiten, die ich bestimmt nicht komplett eingehalten habe. Häufig ausgehend von einer sozialen Ungerechtigkeit werden wundersame, unrealistische, phantasievolle und fantastische Situationen geschildert. Es werden Aufgaben gelöst, Gefahren überstanden, Wünsche erfüllt und verzauberte Gegenstände oder Menschen erlöst. Am Ende wird das Böse bestraft und das Gute belohnt, aus Pech wird Glück und aus Armut häufig Reichtum. Alles sieht immer so schön schwarz oder weiß aus, alles ist so glasklar und alle Probleme können gelöst werden. Das ist leider im realen Leben häufig nicht so. Da gibt es zwischen schwarz und weiß meist ungeheuer viele verschiedene Grautöne. Die Festlegung, was ist gut, was ist böse, bietet, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, häufig viele Interpretationsmöglichkeiten. Arm oder reich ist relativ. Wir, ihre Lehrerinnen und Lehrer, haben in den vergangenen Jahren versucht, Sie mit allem auszustatten, das Sie befähigt, in dem vor Ihnen liegenden Leben glücklich, zufrieden und erfolgreich zu sein. Dabei konnten wir auf dem aufbauen, was Sie aus ihren Familien, besonders von Ihren Eltern, mitgebracht haben. Wir haben Ihnen aber hoffentlich auch klar gemacht, dass Glück, Zufriedenheit und Erfolg nicht von allein kommen, sondern erarbeitet werden können und müssen. Darüber hinaus haben wir versucht zu zeigen, dass Glück, auf dem Unglück anderer aufbauend, Erfolg aus den Misserfolg anderer heraus und Reichtum aufgrund der Armut anderer Menschen nicht erstrebenswert sind und eigentlich nicht die entsprechende Bezeichnung verdient haben.

 

Kurz: Denken Sie nicht nur an sich, sondern engagieren Sie sich in und für die Gesellschaft, in der wir alle leben.

 

 

 

Abschließend wünsche ich Ihnen, stellvertretend für die Lehrerinnen und Lehrer, die Sie in den vergangenen Jahren auf ihrem Weg begleitet haben,

 

Gesundheit, Zufriedenheit, Kraft und vielfältigen Erfolg; machen Sie etwas aus dem, was Sie bis heute  erreicht haben, werden sie „Titanen“, und denken Sie ab und zu an Ihre Schulzeit und an uns zurück.

 

 

 

                                                                      Alles Gute und farewell.

 

 

 

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