Zur Geschichte der Schule und zum Namenspatron Ernst Abbe

Das heutige Ernst-Abbe-Gymnasium hat eine fast 120-jährige Geschichte und ist damit das älteste Gymnasium in Neukölln. Gegründet 1899 als höhere Lehranstalt für Knaben im damaligen Rixdorf (heute Neukölln), nannte sie sich zunächst seit 1902 - mit kaierlicher Erlaubnis - "Kaiser-Friedrich-Realgymnasium". Der Begriff Realgymnasium bedeutete eine Aufwertung im Sinne einer modernen, den Naturwissenschaften und der Technik aufgeschlossenen Schule. Das Schulgebäude ist heute denkmalgeschützt und befindet sich seit einer Grundsanierung in den Jahren 2012 bis 2018 wieder in gepflegtem Zustand. Besonders die bereits 2003 restaurierte Aula der Schule ist ein Schmuckstück und wird auch gerne für außerschulische Veranstaltungen genutzt. Der neue Schulhof wurde gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern und den Lehrerkollegium geplant und inzwischen realisiert.

 

Während der Weimarer Republik stand der Schule Fritz Karsen, einer der Wegbereiter der Reformpädagogik, als außergewöhnlich prägender Schulleiter vor. Mit ihm zog seit 1921 ein neuer Geist in die Schule ein: Schüler*innen sollten zu Demokraten erzogen und Arbeiterkinder sollte der Zugang zur Bildung ermöglicht werden. Diese Ziele ließen sich nur durch umfangreiche Reformen verwirklichen und es wurden neue Schulzweige eingerichtet. Durch den Besuch von Aufbauklassen konnten auch Schüler*innen, die nur die 7. Klasse der Volksschule abgeschlossen hatten, zum Abitur gelangen. In Arbeiter-Abiturientenkursen war es jungen Berufstätigen möglich, sich neben der Arbeit in Abendkursen auf die Hochschulreife vorzubereiten. Dieser neuen Schulorganisation entsprach ein neuer Unterrichts- und Erziehungsstil, seit 1929 auch der neue Name "Karl-Marx-Schule". Die Schule wurde außerdem in dieser Zeit durch die Einführung von fächerübergreifenden Unterricht und Blockstunden bekannt. Lehrkräfte, Schüler*innen und Eltern planten gemeinsam Projekte, von der Schülerschaft gewählte Sprecher*innen übernahmen eine besondere Verantwortung im Unterricht. Erstmals wurden Mädchen und Jungen koedukativ an einer Schule unterrichtet. Damit stellte die Karl-Marx-Schule die erste Gemeinschaftsschule in Deutschland dar.

 

Eine besondere literaturgeschichtliche Aufmerksamkeit erfuhr die Schule durch Brechts Zusammenarbeit mit ihrer Theatergruppe, als er dort im Jahre 1930 die reformpädagogisch orientierte, experimentelle Schuloper "Der Jasager" einstudierte und nach Verbesserungsvorschlägen der Schüler*innen eine neue Version namens "Der Neinsager" verfasste. Beide Fassungen arbeitet Brecht nach weiterer kritischer Auseinandersetzung mit den Schülerinnen und Schülern zu einer letztgültigen Version um, die am 18. 05. 1931 öffentlich aufgeführt wurde.

 

Durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 fand die Reformorientierung der Schule ein jähes Ende. Fritz Karsen wurde Ende Februar 1933 entlassen und emigrierte, das Kollegium wurde ausgetauscht und viele Lehrerinnen und Lehrer erhielten Berufsverbote. Die Schule erhielt den Namen "Hermann-Löns-Schule". Die Zahl der jüdischen Schülerinnen und Schüler sank innerhalb eines Jahres von 120 auf unter 10.

 

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Schule zunächst nur als 4. Oberschule wissenschaftlichen Zweiges geführt, bis sie dann 1956 ihren jetzigen Namen „Ernst Abbe“ erhielt. Elf Jahre nach Kriegsende bemühte man sich damit, an diese reformpädagpgischen Ansätze der Weimarer Republik anzuknüpfen. Dennoch schien eine unvoreingenommene Beschäftigung mit den Reformideen Fritz Karsens oder gar die Rückbenennung in "Karl-Marx-Schule" vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und der dazu noch geteilten Stadt Berlin kaum möglich. Der Name des Wissenschaftlers und Sozialreformers Ernst Abbe, des Begründers der modernen optischen Technik, stellte damit einen klassischen Kompromiss dar: In ihm wählte man einen Humanisten, der sich in Jena für die Rechte von Arbeitern einsetzte. Gleichzeitig stand "Ernst-Abbe" für den Namen eines Wissenschaftlers, der seine Forschungen in den Dienst der wirtschaftlichen Entwicklung stellte: Abbe war Unternehmer, der die industrielle Entwicklung im Kontext sozialer Verantwortung sah.

 

So prägte der Name Ernst Abbes bis auf den heutigen Tag das Leben und das Programm unserer Schule. Ihr pädagogisches Leitbild wird von Abbes Grundhaltung sozialer Verantwortung sowie einer Orientierung auf lebensnahe Wissenschaft bestimmt. Unser vorrangiges Ziel besteht darin, durch ein hohes Bildungsniveau die gesellschaftlichen Chancen und die Partizipation der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen zu verbessern.


Das Ernst-Abbe-Gymnasium vor vielen, vielen Jahren

 

Für alle, die wissen wollen, wie unsere Schule einmal aussah, gibt es eine gute Nachricht. Eine ehemalige Schülerin, deren Vater 1931 hier als Lehrer  unterrichtet hat und die selbst ihr Abitur 1954 hier abgeschlossen hat, hat uns erfreulicherweise Bilder aus dieser vergangenen Zeit zukommen lassen. Diese Bilder zeigen den alten Chemie, -und Physikraum sowie eine Schulklasse und das Lehrerkollegium.

 


Ernst Abbe
Ernst Abbe

Ernst-Abbe

Unser Namenspatron Ernst Abbe (1840-1905) war ein herausragender Pysiker, Unternehmer und Sozialreformer. Er war auch Gründer der Carl-Zeiss-Werke Jena und gilt als Begründer der modernen optischen Technik. Er hat sich als führender Industrieller stark für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen seiner Arbeiter eingesetzt.

 

Mehr über Ernst Abbe erfährt in dem folgenden Arbeitsblatt oder in dem verlinkten Video unten:

Download
Ernst Abbe - ein sprachbildendes Infoblatt für unseren Vertretungsunterricht
Lesebiographie_Ernst Abbe.pdf
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Wer war eigentlich Ernst Abbe?

Ernst Abbe erfand das moderne Mikroskop und stellte damit die Weichen für viele wissenschaftliche Erkenntnisse in Wissenschaften wie der Biologie oder der Medizin. Ein ARTE-Video dokumentiert diese bahnbrechende Erfindung des Namensgebers unserer Schule.

Ernst-Abbe-Gymnasium

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